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Schlußbericht
des Nuntius Abschließende
Beurteilung des Zustandes der Kirche Österreichs Hochverehrte
Eminenz, ich
habe die Ehre, Ihnen in einer kurzen und vollständigen Synthese einige
Bemerkungen über die Lage der Kirche in Österreich mitzuteilen. Diese beruhen
auf Beobachtungen, die ich in den achteinhalb Jahren meiner Leitung der
Apostolischen Nuntiatur in Wien machen konnte. Wenn man sich ein Gesamtbild der
Kirche in Österreich machen will, riskiert man freilich, die
aufsehenerregendsten Elemente, meist die negativen, hervorzuheben und alles oder
fast alles beiseitezulassen, was es an Gutem gibt, was still, verborgen und
sogar leidend ist, und damit einseitig und ungerecht zu werden. Man
muß in der Tat vorausschicken, daß sowohl der städtische und ländliche
Klerus als auch die Laien, besonders jene, die in den verschiedenen Untergruppen
der Katholischen Aktion organisiert sind, aber auch jene, die außerhalb jeder
Organisation stehen, treu zum christlich-römisch-katholischen Geist stehen.
(Deutlich wurde dies durch den überaus herzlichen Empfang, der dem Heiligen
Vater bei seinem jüngst vergangenen Besuch zuteil wurde und der alle, sogar die
Hierarchie, durch seine Wärme und Spontaneität überraschte.) Dies ist eine
feste, freilich anonyme Grundlage, die bei guter Leitung zu einem wahren und
tiefen Wiederaufstieg in der Zukunft führen kann. Das Übel liegt teilweise in
den Gesetzen und den Gesellschaftsstrukturen, die ein politischer Laizismus seit
langer Zeit herbeigeführt hat („Aufklärung“, Sozialismus in der
Gegenwart). Dieser zersetzt das christliche Wertesystem, das im Lande eine große
Tradition hat. Andererseits ist er auch im Geist des katholischen Teils der
Gesellschaft eingewurzelt, der allmählich seine Leitungsfunktion aufgegeben
hat. Es ist außerdem nicht leicht, in wenigen Seiten das zusammenzufassen, was
in dieser alten und bunten Nation geschieht, die klein ist und zugleich Menschen
hervorbringt, die in allen Gebieten der Kultur hervorragen, die aber abgestanden
und paradox wirkt. Dieses festliebende Volk ist nicht fröhlich. Dieser
gebieterische Sozialismus (in Wien hält er die Macht seit langem fest in Händen)
mildert nicht den ausgeprägtesten Individualismus. Dieser Liberalismus des
„Leben und Lebenlassens“ läßt die einen nicht mit den anderen in
Verbindung treten. Dieses Land ohne Extremismen oder gewaltsame Proteste, das
Papst Paul VI. „Insel der Seligen“ nannte, zählt eine äußerst hohe
Selbstmordrate und vermerkt ein Ansteigen der Abtreibungen (seit 1975 bis heute
etwa eine Million) und eine Zunahme des Verbrauchs von Antidepressiva. Es ist
nicht leicht, in die österreichische Seele einzudringen, die zwischen einem
barocken Katholizismus und einer müden, genußsüchtigen und fatalistischen
Skepsis geteilt ist. Viele Ausländer haben in den Wiener Kirchen den Eindruck
einer tiefen und ausgeprägten Frömmigkeit, die jedoch eher traditionell und
stereotyp ausgerichtet ist. In Wirklichkeit ist der Glaube nur wenig gebildet
und heute von den Übeln der Zeit erschüttert. Die Treue gegenüber Taufe,
Firmung, auch gegenüber dem kirchlichen Begräbnis und der kirchlichen Trauung
bleibt aufrecht, obwohl gerade die letztere in den vergangenen Jahren ebenso wie
die Ziviltrauung abnahm. Gewisse Riten wie die Aschenauflegung am
Aschermittwoch, Besuch der Gräber, Primizsegen werden praktiziert, aber nicht
selten handelt es sich um Bräuche, gesellschaftliche Formalitäten, die man
nicht gerne unterläßt. Es gibt freilich auch das äußerst traurige Phänomen
des Kirchenaustrittes, das sich auf eine Erklärung vor der weltlichen Behörde
beschränkt, von der dann die Pfarrer als einem vollzogenen Akt erfahren. Das
unmittelbare Motiv dieses überaus zahlreichen Abfalles ist die verhaßte
Kirchensteuer, die in Wirklichkeit nicht besonders schwer ist, die aber für
Menschen mit einem schwankenden Glauben unerträglich ist. Auch die Begleitumstände
wirken in diese Richtung: direkte Zahlung an diözesane Finanzstellen,
zivilgerichtliche Verfahren gegen Säumige
etc. Der Glaube dieses traditionell katholischen Volkes ist in weiten
Gebieten mit den oben genannten Mängeln und Lücken aufrecht, aber er hat in
den letzten Jahrzehnten besonders unter der Jugend wegen der ungenügenden
religiösen Unterweisung abgenommen. Der moralische Verfall freilich entfremdet
ihm in Wirklichkeit sehr viele (Verlust des Sündenbewußtseins im allgemeinen,
Krise der Familie, Hedonismus, sexuelle Freizügigkeit, Korruption etc.) Man muß
unterstreichen, daß dort, wo die Priester eifrig und entschlossen sind, ein
deutliches Aufblühen zu sehen ist. Wenn es auch wahr ist, daß jedes Volk die
Priester hat, die es verdient, so ist es ebenso wahr, daß ein Wiederaufstieg
des christlichen Lebens nur von einer tiefgreifenden Erneuerung des
priesterlichen Amtes zu erwarten ist. Der
österreichische Episkopat ist gut. Von allen Bischöfen kann man ohne Ausnahme
sagen, daß sie persönlich fromm, ehrlich, fleißig, rechtgläubig, ihren
Aufgaben hingegeben, nicht politisierend und fern von Extremismen aller Art
sind. Aber von allen muß man sagen, daß sie zu vorsichtig sind, ängstlich
gegenüber den Theologen, den pastoralen Gremien, den Journalisten, der öffentlichen
Meinung, weswegen sie selten Festigkeit in ihren Stellungnahmen zeigen und in
die Permissivität fallen. Sie flüchten sich in gemeinsame Erklärungen der
Bischofskonferenz, die eher undeutlich ausfallen oder sogar an den drängenden
religiösen Problemen des Augenblicks vorbeigehen. Die päpstlichen Dokumente
werden an das Volk nicht mit der geschuldeten Kraft, Geschwindigkeit und
Verbreitung weitergeleitet; manchmal werden sie faktisch ignoriert und sogar
abgeschwächt (insbesondere jene, die sich auf die Katechese, auf den Ökumenismus,
die Ehemoral, die Befolgung liturgischer Regeln etc. beziehen). Es erscheint
geradezu unglaublich, daß sich Hirten, die unbezweifelbar gut und fromm sind,
von irregeleiteten und widersetzlichen Professoren, Priestern und Laien nicht
nur übertölpeln lassen, sondern sie an verantwortungsvollen Stellen dulden,
sie dorthin nominieren und sie unterstützen, während jene, die treu zum Papst
und zur Hierarchie stehen, geächtet werden. Es
waren die Bischöfe selbst besonders durch die Synoden der Siebzigerjahre, die
sich in die Hände schnitten, indem sie einen Apparat von „demokratischen“
Institutionen schufen, deren Sklaven sie bleiben und die ihnen ein Alibi für
ihre Resignation bieten. Allein die Bürokratie der bischöflichen Ordinariate
ist enorm, hat überreiches (und äußerst teures) Personal, aber die
Einrichtung von pastoralen Gremien auf jeder Stufe und in stets wachsender Zahl
spielt in der Regierung der Bischöfe eine stark negative Rolle. Dies umso mehr,
wenn man bedenkt, daß die sogenannten pastoralen Gremien nach dem bei den oben
erwähnten Synoden herrschenden Geist faktisch Entscheidungsbefugnis haben. Bei
der gesamtösterreichischen Synode, die diesen gegen den Willen Roms unter dem
Deckmantel „österreichischer synodaler Vorgang“ nachfolgte, wurde dies noch
bekräftigt und im Folgenden in den entsprechenden Verordnungen verankert. Dem
liegt der Gedanke zugrunde, von einem vorherrschenden Flügel verteidigt, der
vom Wiener Weihbischof Krätzl offen unterstützt wird, daß die Laien in der
Kirche nur dann verantwortlich sind, wenn sie in den kollegial verfaßten
Regierungsorganen auch Mitbestimmungsbefugnis haben. Lassen wir einmal beiseite,
daß diese Laien mit ihrem Machtanspruch in der Kirche fast alle ideologisch
„subversiv“, „antihierarchisch“, „öffnungsbesessen“ sind und daß
diese Gremien das Leben den guten Hirten auf allen Ebenen schwer machen. Mit
ihnen haben sich Sitzungen und Diskussionen an allen Ecken und Enden der
katholischen Kirche breitgemacht, die zumindest Zeit und wertvolle Energien
vergeuden, die für die Tat und das Gebet nötig wären. Das schafft Spaltungen,
statt die Einheit zu fördern. Man versteht, daß es manchen Priestern gelingt,
eine gute Praxis zu bewahren, wenn sie gut darauf eingestellt sind oder von
Natur aus mit Kollegialorganen leicht umgehen können. Andere hingegen, die
weniger an Auseinandersetzungen oder demokratische Techniken gewöhnt sind,
unterliegen trotz ihrer Güte dem Willen anderer und sind zutiefst entmutigt.
Bezüglich der Bischofskonferenz ist zu unterstreichen: a)
Die intellektuelle Überlegenheit und das internationale Prestige des Kardinal
Erzbischofs von Wien bewirken, daß die anderen Bischöfe keine ihnen eigenen
Positionen reifen lassen können und sie sich ins Schlepptau nehmen lassen. b)
Da Rom immer mehr Fragen der Bischofskonferenz überläßt, verlieren die
einzelnen Bischöfe mehr und mehr den Sinn für die Verantwortung des Oberhirten
der eigenen Diözese. c)
Es kommt vor, daß auch Fragen, die innerhalb der Bischofskonferenz lebhaft
diskutiert werden (z.B. die Erklärung zu Humanae vitae), mit einer
Mehrheitsentscheidung gelöst werden, sodaß das gemeinsame Dokument die
Stellungnahme der Einzelnen zum Schweigen bringt, die dann aus Liebe zur Einheit
und aus Solidarität ihre eigene Meinung nicht mehr zu äußern wagen.
Andererseits sind diese gemeinsamen Erklärungen oft der Ausdruck eines
Kompromisses und deshalb ohne Überzeugungskraft und ohne klare Doktrin.
Vielleicht auch deshalb werden die Direktiven der Bischofskonferenz oft nicht
befolgt, aber auch deshalb, weil jene, die dagegen verstoßen, selten gemaßregelt
werden. Ein Beispiel: Die von der Hierarchie verordneten Kleidungsvorschriften
des Klerus sind ziemlich liberal, und die letzten gehen auf das Jahr 1969 zurück:
Soutane während der liturgischen Feiern, sonst Clergyman (besonders in
der Schule) oder Straßenkleidung (dunkler Anzug) mit einem Kreuz auf dem Revers
des Sakko. In Wirklichkeit hat es sich auch unter den guten Priestern, selbst
auf dem Land, verbreitet, in Straßenkleidung ohne jegliche Einschränkung zu
gehen (Gewand jeglichen Schnittes oder Farbe, selbst bunte Hemden, eventuell
ohne Krawatte oder Kollar, auch Bluejeans...). Die Soutane wird nur für
liturgische Feiern getragen und auch dies immer weniger, seitdem sogenannte
„Kultgewänder“ eingeführt worden sind (eine Art Albe oder Chorrock, der über
dem Straßengewand getragen wird, und dazu eine lange Stola in der liturgischen
Farbe des Tages, der die üblichen Meßgewänder ersetzt). Nun hat also die Österreichische
Bischofskonferenz in ihrem Amtsblatt vom 25. Januar 1984 eine Verordnung
über die Kleidung des Klerus erlassen, in der der es wörtlich heißt: Die
Österreichische Bischofskonferenz hat am 1. Juli 1983 festgestellt: Die von der
Bischofskonferenz bereits gegebenen Vorschriften sind im Sinne des Codex. Sehr
unterschiedlich war hingegen die Interpretation der Deutschen Bischofskonferenz. Die
zahlreichen gesamtösterreichischen Gremien, die von der Bischofskonferenz
eingerichtet sind (für liturgische Fragen, für Erziehungsfragen, für
pastorale Fragen, Caritas, Massenmedien, Familie, Schule etc.), beeinflussen sie
ihrerseits, sodaß die Meinung der Bischöfe oft von den Berichten, Gutachten
und Stellungnahmen dieser Gremien überdeckt werden; die Anonymität jeder
Entscheidung wird immer größer so wie auch die Uniformität der
Richtungsangaben, Kriterien, Strukturen und Formen zunimmt. In den einzelnen Diözesen
könnten diese sicherlich eine andere Qualität haben. So lassen sich auch die
Analogien erklären, die man im ganzen Land im Bezug auf die unterschiedlichen
Aspekte des religiösen Lebens feststellt. 1.
Der Religionsunterricht in den Schulen Obwohl
jede Verallgemeinerung auf diesem Gebiet auf jeden Fall wenig objektiv wäre, da
die Lehrkräfte, die hier die Grundlage bilden, völlig unterschiedlich sind
(Alte, Junge, Priester, Laien unterschiedlichster Herkunft, laisierte Priester),
ist die am meisten verbreitete Strömung jene, die sich in pädagogische
Modernität kleidet. Sie hat nicht nur die Katechismen durchdrungen, sondern
gibt auch vor, bibelwissenschaftliche Grundlagen zu liefern, kritisches Denken
und Kenntnis der Probleme der Gegenwart zu vermitteln, vermeidet aber
dogmatische Aussagen und objektive moralische Normen, will eher Gemeinschaften
als persönliches Glaubensleben bilden, betont vorzugsweise soziale Fragen und
verschweigt dabei im Namen des Ökumenismus die apostolische Sendung. Viele
Eltern beklagen sich, daß man in den Religionsstunden in den Schulenüber alles
spricht und diskutiert „außer über Religion“. Man kann tatsächlich eine
kulturelle und religiöse Leere feststellen, die diese Pädagogik bei den
Jungendlichen geschaffen hat. Sie wird nicht nur in den theologischen Fakultäten,
sondern auch in den diözesanen pädagogischen Akademien gelehrt und wird von
den diözesanen Schulamtsleitern auch gewünscht. Diese ermahnen, ja verdrängen
sogar jene Lehrkräfte, die traditionellen pädagogischen Linien folgen (Zehn
Gebote, Glaubensbekenntnis, Sakramente, Gebete etc.). Die Schulbücher, die von
der interdiözesanen Kommission approbiert sind und den Schülern von der
Regierung geschenkt werden, liegen alle auf der angegebenen Linie, d.h., sie
lassen eine klare Systematik vermissen, sind nicht präzise formuliert, weisen
deutliche Lücken im Glaubensgut auf, sind nicht selten verbildend... Alle
kritischen Punkte der Theologie spiegeln sich im Milieu der Katechese: liberal
gegenüber dem Dogma, der Moral, der kirchlichen Disziplin, kritisch gegenüber
der Institution Kirche, dem Lehramt, der Tradition, und sozial gesehen
„links“ engagiert oder auf einer „grün pazifistisch futurologischen“
Linie angesiedelt. 2.
Die theologischen Fakultäten Die
staatlichen theologischen Fakultäten in Wien, Salzburg, Graz und Innsbruck und
die kirchliche in Linz bieten trotz des Fehlens aufsehenerregender Extremismen,
sieht man von dem Entzug der vehia legendi bei den beiden Dozenten Holl
und Mynarek ab, die a divinis suspendiert wurden und der eine in den
Laienstand zurückversetzt wurde, ein ziemlich verwirrendes Bild. Der schwachen
philosophischen Ausbildung der Studierenden entspricht eine Theologie ohne
Profil und ohne Rückgrat. Sie ist stark von idealistischen und
existenzialistischen Strömungen beeinflußt, hängt der Theorie der
Entmythologisierung, der Soziologie und der gebräuchlichen Psychologie an, die
in Österreich eine deutlich detenninistische Prägung aufweist. Auch hier wenig
Systematisches, beiseitegeschobener und entwerteter Thomismus, ein abgewetzter
„Modernismus“. Besorgniserregend ist besonders der Unterricht in
Moraltheologie (in Innsbruck P. Hans Rotter SJ, in Linz Alfons Riedl, in
Salzburg Günter Virt), der immer mehr im Gegensatz zur kirchlichen Lehre steht,
d.h., relativistisch, subjektivistisch, konsequenzialistisch. Es ist unverständlich,
daß die Bischöfe Leute dieser Qualität ernennen, und dann beklagen sie sich
über die Professoren, die von ihnen ernannt werden, und lassen sich schließlich
sogar von ihnen beeinflussen. Die
Vakanz des Lehrstuhles aus Moraltheologie in Wien scheint nun gelöst, weil der
jetzige Professor aus Salzburg (ein bekannter Konsequenzialist) wahrscheinlich
ernannt werden wird, weil er dem Vernehmen nach die Unterstützung des Kardinals
von Wien genießt. Dies überrascht auch nicht, wenn man die Ernennungen in
Betracht zieht, die er bisher gemacht hat. Es sind fast immer lauter
zweifelhafte Theoretiker, die überhaupt nicht auf der Linie des kirchlichen
Lehramtes stehen. (In Wien könnte diese Lehrkanzel der jetzige Dozent aus
Moraltheologie, Andreas Laun, einnehmen, der ein Kollege von Virt und durch
seine Veröffentlichungen bekannt ist, aber ihm ...“zu römisch“ eingestellt
ist!). Unter
den Moraltheologen kritisiert besonders der Jesuit Rotter oft den Papst und drückt
die Äußerungen des Lehramtes auf „diskussionswürdige Meinungen“ herab.
Dies machen oft auch die Pastoraltheologen (Zauner in Linz, der ziemlich schädlich
ist, aber in der Diözese und beim jetzigen Bischof ziemlich große Autorität
genießt. Dieser hat ihn sogar in einige verantwortungsvolle Posten in der Diözese
gesetzt; auch Zulehner, vor kurzem in Wien berufen, ein 100%iger Soziologe, und
noch auffallender, der Liturgiker von Salzburg, Franz Nikolasch, der der
Protestgruppe SOG angehört. Diesem vertraut der liebe Salzburger Erzbischof
heikle Aufgaben an. Erst vor wenigen Tagen hat Nikolasch der wichtigsten Zeitung
der Stadt geschrieben, um den Ausdruck „Lehre der Kirche“ zu korrigieren,
den der Chefredakteur im Hinblick auf die Empfängnisverhütung verwendete. Er
sagte, dies sei eine Meinung des Papstes und einiger Theologen, die freilich
nicht von der Mehrheit der Theologen in der Kirche geteilt würde.) Diese
Professoren, die unter Umständen die Priesterweihe der viri probati
verteidigen, die Abschaffung des Pflichtzölibates, die Pille, die Sterilisation
unter bestimmten Voraussetzungen, es gibt sogar ein Gutachten des Moraltheologen
von Linz, Riedl, in dieser Richtung, die den Bischöfen bekannt ist und die
sogar in den katholischen Spitälern viel verteilt wird, die Interkommunion und
andere zumindest unüberlegte Thesen, diese Professoren haben schon zahlreiche
Jahrgänge von Priestern, Laientheologen und Religionsprofessoren ausgebildet,
nicht allein durch ihr Beispiel und ihren Unterricht, besonders in den
Seminaren, wo einige von ihnen in engem Kontakt mit den Seminaristen leben. Um
den Bischöfen eine größere Freiheit bei der Auswahl der Professoren zu
verschaffen, müßte jene Bestimmung des Konkordates geändert werden, die das
Verfahren regelt. Dieses sieht nämlich nur vor, daß die Fakultät den Bischöfen
eine Liste mit drei Kandidaten vorlegt, aus der der Bischof einen auswählt. So
sind die Bischöfe an die Professoren der Fakultät gebunden. Da nun die
Zusammensetzung der Fakultäten allzu bekannt ist, wird eine grundlegende Veränderung,
die ziemlich notwendig ist, nicht zustandekommen, wenn die Bischöfe nicht die Möglichkeit
(das Recht) haben, die gemachten Vorschläge abzulehnen und in Freiheit
Kandidaten zu nennen, die ihnen für die Ausbildung der Seminaristen geeigneter
scheinen. Sonst müßte man den Mut haben, die Seminaristen von den
theologischen Fakultäten abzuziehen und ihnen eine komplette Ausbildung zu
bieten (philosophisch, theologisch, menschlich, spirituell). Der Boom der
Theologiestudenten, die nicht Priester werden wollen, und der weiblichen
Theologiestudentinnen, der seit Jahren von der Hierarchie gefördert wird, hat
sich als ziemlich negativer Bumerang erwiesen. Dies bezieht sich sowohl auf die
theologischen Fakultäten, wo diese männlichen und weiblichen Laien mit ihrer
oft polemischen Haltung gegenüber der Institution Kirche, mit ihren oft
liberalen Denkweisen und Lebensstilen ein für die Seminaristen oft schädliches
Ambiente erzeugen, als auch auf die Schulen, wo sie als Religionslehrer wirken,
und sogar in den Pfarren, wo sie als Pastoralassistenten angestellt sind, und
bis hin zu anderen Verwendungen in diözesanen und überdiözesanen Stellen.
Sogar der Wiener Weihbischof Krätzl zögert nicht, diese Laientheologen zu
einer inneren Gefahr für die Kirche zu erklären. Ein
gutes Ambiente hingegen ist in der philosophisch theologischen Hochschule der
Zisterzienser in Heiligenkreuz in der Nähe von Wien zu erkennen, sowohl was die
wissenschaftliche Ausbildung als auch die dort herrschende Frömmigkeit
betrifft. Deren Studenten werden freilich von den österreichischen Bischöfen
nicht als Priesteramtskandidaten akzeptiert (!). 3.
Die Diözesanseminare Im
allgemeinen bieten diese Seminare keine Garantie für eine angemessene
Ausbildung der Priesterkandidaten. Dies liegt an der dort herrschenden
Permissivität. Die Leiter und die Spirituale sind wohl gut, aber schwach. Die
Seminaristen erfreuen sich auf allen Gebieten großer Freiheiten. Nicht wenige
beginnen ihre Studien in gutem Geist, aber dann verlieren sie gerade dort, im
Seminar, ihre Berufung, entweder durch die liberalen Ideen, mit denen sie
konfrontiert werden, oder durch die Kontakte mit Mädchen, die sie entweder in
der theologischen Fakultät oder im Seminar selbst treffen, oder aber auch durch
die bescheidene Spiritualität, die ihnen beigebracht wird. Die Zahl der
Berufungen ist gering und kommt zu einem guten Teil aus den Knabenseminaren, die
heute freilich ziemlich fruchtlos sind, da sie in gewöhnliche Gymnasien mit
Koedukation umgewandelt wurden. Obwohl ihre Leiter guten Willen zeigen, beklagen
sich einige bitter, daß die Früchte ihrer Arbeit dann im Priesterseminar gefährdet
oder gar zerstört werden, sodaß sie es wohl vorziehen, daß die dort erweckten
Berufungen sich eher dem Ordensklerus als dem Weltklerus zuwenden. 4.
Die Orden Im
Bezug auf die Orden muß man nicht nur zwischen Orden und Orden, Kongregation
und Kongregation, sondern sogar zwischen Konvent und Konvent unterscheiden. Sehr
wenige Berufungen haben die Dominikaner, Jesuiten, Franziskaner, Redemptoristen
und noch viele andere. Die Benediktiner weisen eine gewisse Blüte in Kremsmünster
und in Göttweig auf, wo hervorragende Äbte es verstanden haben, eine
ausgezeichnete Disziplin zu bewahren und zu erneuern. In anderen Abteien mit
alten Traditionen (Wien Schottenstift, Melk, Admont, Salzburg St.Peter,
Seitenstetten usw.) ist dies nicht so. Die Augustiner Chorherren scheinen sich
allmählich zu erholen. Die Karmeliten hatten in den vergangenen Jahren, nach
einer langen Periode desStillstandes, einen neuen Aufbruch an Berufungen. Die
unbeschuhten Karmelitinnen sind, zwar ohne übertriebene Schärfen, durch jene
Spaltung gekennzeichnet, die man auch in anderen Ländern zwischen strengen
Verfechterinnen der Klausur und des beschaulichen Lebens und den Kämpferinnen für
eine apostolische Öffnung, die mit der theresianischen Tradition bricht,
feststellen kann. Dies ist deshalb schade, weil es dort nicht zahlreiche
Berufungen gibt, die für eine Kontinuität ausreichen. Die Schwestern, die sich
dem Unterricht und der Krankenpflege widmen, sind wegen Überalterung und
Nachwuchsmangel in einer Krise. Einige (Schwestern von Sacre Coeur) sind sehr
verweltlicht, andere kämpfen ums Überleben. Traurig ist insbesondere, daß die
Spitäler mehr und mehr von den Schwestern aufgegeben werden, obwohl sie dort äußerst
wertvolle und geschätzte Arbeit in pastoraler und karitativer Hinsicht
leisteten. Es scheint, daß viele weibliche Kongregationen mehr oder weniger die
Agitation zu spüren bekommen, die von feministischen Bewegungen innerhalb der
Kirche ihren Ausgang nehmen. Diese werden von offiziellen kirchlichen Bewegungen
geschürt, und die Seelsorger sind nicht in der Lage, sie zu steuern. Um nicht
wegen Konformismus kritisiert zu werden, fördern sie diese in der Tat. 5.
Feminismus Der
österreichische Pastoralrat, der seit vielen Jahren hochangesehen in Wien zu
Ende jedes Jahres tagte, wurde nach dem Konzil und unter dem Einfluß von
Laientheologen und Laienmitarbeitern des österreichischen Pastoralinstitutes -
seit Jahren ist sein Generalsekretär H. Erharter, ein Laie, der in der Öffentlichkeit
mehrfach die Enzyklika Humanae Vitae und andere Dokumente des Lehramtes
kritisierte - zur Brutstätte verschiedener Revolten (zum Beispiel Aufweichung
der Sexualmoral). Die letzte Tagung war dem Thema „Frau Partnerin in der
Kirche“ gewidmet. Man sprach von „feministischer Theologie“ (Referent
war der holländische Theologe Halkes), vom Zugang der Frauen zu den Weihen,
zumindest zum Diakonat, zur Predigt, zur Mitverantwortung mit dem Priester in
der Pastoral, von „einem intensiven Dialog mit dem Papst, damit er die
westliche Frau verstehe, in ihr keine Gefahr für die Kirche erblicke etc.,
etc.“ Dies alles wurde lang und ausführlich diskutiert. Kardinal König
ermutigte seit Beginn der Tagung, keine Angst vor den Debatten zu haben, an
denen mehr als 600 Priester und Laien aus dreizehn Nationen teilnahmen. Der
Grazer Bischof Weber versuchte aufzuzeigen, daß die Frauen wohl andere Probleme
hätten als zu leitenden Positionen in der Kirche zu gelangen. Der Weihbischof
von St. Pölten unterstrich, daß im Neuen Testament das Prinzip „In Christus
gibt es weder Mann noch Frau“ klar sei, daß es aber noch nicht in die Praxis
umgesetzt sei. Der Bischof von Klagenfurt, Kapellari, sagte schließlich, daß
die Kirche bei der Frauenordination durch eine bis heute gängige Praxis
gebunden sei, aber daß sich in der Zukunft für die Frauen viele Türen öffnen
würden, die heute noch geschlossen seien. Es sei aber nicht die entscheidende
Frage, ob man der Frau den Eintritt in bisher verbotene Bereiche gestatten
werde, sondern ob sie überhaupt eintreten wolle. Schließlich wurde der Beschluß
gefaßt, von dieser Tagung kein offizielles Schlußdokument zu versenden. Einige
Tage später fand in Salzburg eine andere feministische Tagung statt, die stärker
vom Protest geprägt war und die auschließlich von Frauen organisiert wurde. An
ihr nahmen vielen Frauen aus Deutschland, Schweiz und Österreich teil, und
Professor Zulehner aus Wien, Präsident der Konferenz der deutschsprachigen
Pastoraltheologen, der die Sache der Frauenbewegung in der Kirche verteidigte.
Am Ende feierte man einen Wortgottesdienst und nicht eine Messe, da, wie die
Organisatorinnen erklärten, ihnen nicht gestattet wurde, das Heilige Opfer „von
Frauen zu halten“. 6.
Die Bildungswerke und Medien Die
mehr oder weniger von der Kirche abhängigen Medien sind zahlreich und vielfältig:
Radio, Fernsehen, diözesane Zeitungen, "Bildungswerft",
"Familienverband", "Familienwerft", Katholische
Hochschuljugend, Katholischer Akademikerverband, Pädagogische Akademien,
Sozialakademien, "Bibelwerft", Verlagshäuser, Buchhandlungen
etc. Alle erfreuen sich großer Freiheit in Organisation und Meinungsäußerung,
die die kirchlichen Autoritäten auch respektieren... bis hin zum Unglaublichen,
daß nämlich diese Medien oft das ungestörte Vehikel der Kirchenkritik sind
und Meinungen verbreiten, die nicht jene der Kirche sind. Alle diese
Bildungseinrichtungen zeigen, da sie deutlich „progressiv“ ausgerichtet
sind, ein Gemisch von Meinungen, Thesen, Vorschlägen, Stellungnahmen, so
unterschiedliche und voneinander abweichende, ja einander widersprechende
Aussagen, daß im Gesamten die erzieherische und pastorale Funktion dieser
wertvollen pastoralen Werkzeuge darunter schwer leidet. Man
muß auch sagen, daß die staatlichen Autoritäten der Kirche viele Möglichkeiten
der Kommunikation im staatlichen Rundfunk/Fernsehen einräumen, aber diese
Sendungen werden meist liberalen Priestern oder Laien, wenn nicht überhaupt
radikalen oder ablehnenden Elementen, anvertraut. Die heiligen Messen und
Betrachtungen, die das Radio sendet, sind im allgemeinen in Ordnung, obwohl die
Betrachtungen von so unterschiedlichen Personen gehalten werden, daß daraus
eine große Verwirrung im Glaubensgut entsteht. Obwohl unterschiedlich im Ton
und mit einem großen Mischmasch an Mitarbeitern, sind die Kirchenzeitungen von
Wien und St. Pölten ganz vernünftig (obwohl das Wiener Blatt von einem
Ex-Priester geführt wird), während jene von Linz und Salzburg die
ablehnendsten und provozierendsten sind. Deshalb wenden sich brave Gläubige oft
an die Bischöfe mit der Bitte um geeignete Maßnahmen, um keine Abweichungen
vom Lehramt, um ein gutes gesichertes Glaubensgut. Aber ihrer Stimme wird wenig
Gehör geschenkt. Die oben genannten Einrichtungen religiöser Bildung
(Bildungswerk, Familienwerk etc.) sind in ähnlichen Händen wie bei den
Zeitungen und dem Rundfunk/Fernsehen und haben daher vielleicht noch in
schlimmerer Weise eine ziemlich zersetzende Wirkung. Sie säen ein übles
Gemisch an Ideen und Verhaltensweisen, sie laden zu ihren Tagungen, Vorträgen,
Seminaren und öffentlichen Debatten zweifelhafte Persönlichkeiten ein, die bis
hin zur offenen Opposition zur Kirche stehen, und auch Nicht-Katholiken. Unter
den Eingeladenen befinden sich: Küng, Metz, Moltmann, Pinchas Lapide, Ernesto
Cardenal, Böckle, der oben genannte Rotter, Zulehner und auch Wissenschaftler,
die für ihre antikatholischen Aggressionen bekannt sind, wie der Psychiater
Erwin Ringel (gegen die „repressive“ Sexualmoral), Rupert Riedl (ein
Evolutionist durch und durch), um hier nur zwei Namen zu nennen, die zu den
aufreizendsten und skandalösesten zählen. Es ist eine Art Masochismus, den,
wie es scheint, niemand einzudämmen wagt, und der Tag für Tag den Glauben und
die Moral des Volkes Gottes von allen Seiten bedrängt. Und so gibt es in allen
diesen Informationsmedien keine garantierte Glaubenslehre; in den Buchhandlungen
wird alles verkauft, von häretischen Büchern bis hin zu weltlichen und
frivolen, von Werken der Liturgie und der Frömmigkeit bis hin zu allen Arten
der Philosophie, der Soziologie und der Psychologie in einem Mischmasch, welches
faktisch nur die solideren Arbeiten zur Spiritualität, zur Theologie und zur
religiösen Bildung im allgemeinen diskriminiert. Dies gilt auch für die Texte
des Lehramtes, die häufig nicht zu finden sind. Um noch ein aktuelles Beispiel
zu liefern: Kaum hatten die Zeitungen über die Entscheidung des Lehramtes zu
den Werken der Befreiungstheologie berichtet, tauchten in den Buchhandlungen die
Werke von Boff, Gutierrez etc. auf, während man den Text der Lehrentscheidung
nicht kaufen konnte. Glücklicherweise gibt es die Veröffentlichungen des
Sekretariates der deutschen Bischofskonferenz (in Österreich freilich nur wenig
verbreitet), die ein Vertiefen in die päpstlichen Dokumente rasch und genau
erlaubt. 7.
Die Familienpastoral Man
muß feststellen, daß die Bischöfe, freilich spät und und wenig fest, die
Moraltheologen, die diözesanen und interdiözesanen Gremien und die
Familienverbände einhellig das Gesetz über die Abtreibung (Fristenlösung: Legalisierung
der Abtreibung in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten) bekämpft haben.
Hingegen gab es keine vorbehaltlose Zustimmung zum Heiligen Stuhl in Fragen der
Empfängnisverhütung, ja sogar wiederholte Erklärungen der Bischofskonfernz,
einzelner Bischöfe und der katholischen Familienverbände, von den Professoren
aus Moraltheologie ganz zu schweigen, die mündlich und schriftlich die
Gewissensfreiheit in Fragen der Geburtenkontrolle verfochten und verfechten.
Typisch sind die Ausdrücke, die in den Instruktionen für die Mitarbeiter des
Institutes für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg im Bezug auf die
Enzyklika Humanae Vitae enthalten sind: „Eine Enzyklika ist eine
qualifizierte Stimme, denn sie ist die Stimme dessen, der mehr Verantwortung für
die Kirche trägt als der Christ ohne Amt. Daher schuldet der Christ einen
Vertrauensvorschuß, eine begründete Vermutung (praesumptio) für die Wahrheit
der Urteile des authentischen Lehramtes. Die schuldige Loyalität bezeugen wir
einer Enzyklika durch Auseinandersetzung. Die Meinung des Theologen XY kann ich
übergehen. Eine Enzyklika übergehen hieße, das qualifizierte Mitspracherecht
des von Christus gestifteten Amtes bei der Bewußtseinsbildung der Gläubigen in
der Kirche bestreiten. Abermehr als die loyale
Auseinandersetzung fordern, hieße, eine Enzyklika faktisch doch als unfehlbar
auslegen. Einen
erheblichen Einfluß in dieser Richtung hat der Linzer Diözesanpriester
Bernhard Liss, der mehr oder weniger offen diese Gedanken durch verschiedene Veröffentlichungen
der diözesanen Familienwerke und durch zahlreiche Eheberatungsstellen
verbreitet. Dies geschieht auch bei den Eheseminaren (drei Abende), die für
alle verpflichtend sind, die kirchlich heiraten wollen. Und seit wenigen Wochen
erscheinen zehn „Ehebriefe“, die von der „Arbeitsgemeinschaft der
katholischen Familienwerke Österreichs“ herausgegeben werden. Sie stehen
unter der Verantwortung des Direktors des Pastoralinstituts der Wiener Erzdiözese,
Mons. Rudolf Schwarzenberger, und enthalten den Text des vorhinzitierten
Bernhard Liss(!), in welchem eine Lehre von der Ehe vertreten wird, die kaum
Sakramentstheologie enthält, dafür aber vorwiegend psychologisch orientiert
ist, ohne jeglichen Hinweis auf die Problematik der Geburtenregelung auskommt
(„zu sehr kontrovers“), aber mit einem ausgeprägt liberalen Akzent im
Hinblick auf Sexualität und Eros versehen ist. Jedes Paar soll diesem in
Freiheit jene Form geben und so weiterentwickeln, wie ihnen am besten scheint. Um
das Bild des religiösen Lebens im Land abzurunden, ist es notwendig hier anzufügen,
daß die Beziehungen zwischen der Kirche und dem Staat gut sind. Obwohl die
Gesetzgebung einer überdimensionalen Staatlichkeit und einer wachsenden Unmoral
(im Namen der sogenannten „Wertfreiheit“) Vorschub leistet, erfreut sich die
Kirche einer großen Handlungsfreiheit, wirtschaftlicher Unterstützung und großen
Ansehens. Wie eine Gnade Gottes kommt einem der jetzige Bundespräsident, Rudolf
Kirchschläger, vor, der von der sozialistischen Partei aufgestellt wurde, der
aber ein vorzüglicher Katholik ist und der gesamten Nation in Wort und Tat ein
Beispiel gibt. Die
Regierungen mehrerer Bundesländer sind in der Hand von Katholiken, weswegen
viele Interessen der Kirche in jenen Gebieten im allgemeinen berücksichtigt
werden. Im Land gibt es keine politische Partei, die die christlichen Werte voll
und ganz verteidigt, obwohl die Österreichische Volkspartei diese christlich
soziale Tadition hatte und sich zum Teil (im lokalen Bereich und in Bezug
auf manche Themen) als solche deklariert; aber sie verfügt über keine
herausragende Persönlichkeit, weder im allgemeinen noch in dieser Hinsicht. Die
Katholische Aktion und die katholischen Studentenverbindungen („Cartellverband“)
stellen dem öffentlichen Leben nicht mehr das Personal, das es eigentlich
bräuchte. Ein
eifriges und zemlich ausgedehntes Apostolat betreiben die Movimenti "Focolare",
"Legio Mariae", "Cursillos“, das Säkularinstitut von Schönstatt
und die Charismatiker, die im Ganzen von einer gepflegten Spiritualität im
Sinne des kirchlichen Geistes und der kirchlichen Voschriften sind. Die
Personalprälatur Opus Dei wirkt in Österreich seit 1957 und hat in Wien
(acht), in Graz, Salzburg und Linz seine Zentren, zusätzlich noch ein
Einkehrhaus in Niederösterreich und eine Kirche in der Hauptstadt, und
vollbringt ein weit gespanntes Apostolat in allen Gesellschaftsschichten, in den
letzten Jahren auch unter den Weltpriestern mit Hilfe von Einkehrtagen,
Exerzitien, Ausbildungslehrgängen etc. Dieser Eifer zieht immer mehr Berufungen
an. Das Opus Dei hat auch Kritik über sich ergehen lassen müssen, die
freilich viel weniger scharf und lautstark als in Deutschland ausfiel,
vielleicht auch deshalb, weil Kardinal König ein guter Kenner und Freund des Opus
Dei ist. Dies hängt wohl auch damit zusammen, daß die Bischöfe über die
apostolische Basisarbeit dankbar sind, die die Personalprälatur ausführt, und
daß die österreichische Gesellschaft sich nicht durch Fanatismen aufwiegeln läßt. 8.
Besondere Situationen Vorbemerkung:
Österreich, das ehemalige große Imperium bis zum Ende des Ersten Weltkrieges,
trägt noch immer an den Folgen der Zerschlagung dieses Staates. Dies heißt, daß
die demokratische Einstellung erst spät zum Reifen kam, nämlich nach dem
Zweiten Weltkrieg. Dies erklärt die Unsicherheiten und das Fehlen einer echten
Identität in der Kirche und in anderen Institutionen. Der Einfluß Deutschlands
in der Theologie ist deutlich zu spüren. Lassen wir Statistiken und Umfragen,
die zu widersprüchlichen Ergebnissen gelangen und die entweder kein objektives
Urteil abgeben oder wichtige Punkte mit Schweigen übergehen, einmal beiseite.
Dem Anschein nach ist die Kirche in Österreich in gutem Zustand. Man könnte
sogar sagen: in zu gutem Zustand, wenn man die Zeit berücksichtigt, in der wir
leben. Ihre historische Tradition, die sie freilich leicht mit „Josefinismus“
durchtränkt, hat sie in Treue zum Heiligen Stuhl bewahrt. Der Klerus wird in Österreich
ziemlich respektiert. Die österreichiche Kirche wirkt ruhig und freundlich,
zeigt aber alle Kompromisse, die in Mitteleuropa üblich sind. Dennoch gibt das
Gewinnen von geistlichen Berufen zur Sorge Anlaß, besonders beim Diözesanklerus
in Städten wie Graz, Klagenfurt und Wien. In anderen Orten beginnt man freilich
langsam mit dem Wiederaufstieg. Die Ordensleute sichern auch weiterhin die
spirituellen Werte in einem Gutteil der Pfarren und in anderen Bereichen, sodaß
nicht wenige der Bischöfe aus Orden oder Kongregationen kommen. Die
Institutionen, die Kardinal König ins Leben rief oder förderte, wie Caritas,
Pro Oriente, Pro Scientia, Aide au Tiers monde, Afro Asiatisches Institut, blühen
ziemlich und sind echte Kanäle der Großzügigkeit der österreichischen
Kirche. Über ihre Wirkung in religiöser Hinsicht kann man diskutieren: es sind
dabei so viele Funktionäre beschäftigt! Das Volk befolgt im allgemeinen die
christliche Tradition, insbesondere die Alten und die im mittlem Alter
Stehenden. Die Lage unter den Jungen müßte die Bischöfe freilich veranlassen,
ihre Seelsorge zu ändern. Die Religionslehrer sind ziemlich gut bezahlt, es
gibt nur wenige vollzeitig beschäftigte Geistliche in Schulen. Wien bleibt das
Hauptproblem: ein im Jahr 1918 zerstückelter Körper. Die Pfarrhäuser sind
fast leer. Aber es gibt dort zahlreiche Büros mit Kirchenfunktionären aus dem
Laienstand ohne seelsorgliche Anliegen. Wien braucht einen Bischof, der die
Flamme nährt und sie in der Seele des Volkes wieder anzündet. Die Aktivitäten
des berühmten Kardinals auf dieser im Kreis drehenden Plattform, die die
Hauptstadt nun einmal ist, trug entscheidend zum intellektuellen Aufschwung des
ganzen Landes bei. Das ist ein Grund zur Freude. Der Heilige Geist nahm seinen
Weg. Aber jetzt braucht man einen Oberhirten, der sich den Priestern widmet, der
Spiritualität, der Jugend, dem Volk. In Wien gibt es riesige Reichtümer und
viel guten Willen. Aber Eile tut not, wenn man nicht will, daß diese Stadt Stück
für Stück dem Sterben entgegengeht. Die
Bundesländer: Sie haben sehr gute Diözesen (mit
Ausnahme von Graz und Klagenfurt) mit zutiefst christlichen Familien, die die
Situation retten. Berufungen freilich sind dünn gesät. Die
theologischen Fakultäten: Sie sind nicht alle auf
dem gleichen Niveau und erinnern an die deutschen Richtungen. Die Strömung
Klostermann und Küng und auch andere haben Rom, den Papst und die römischen
Kongregationen in den Schmutz gezogen. Die Jungen neigen einer demagogischen,
modischen Tendenz zu, meist ohne freilich den Grund dafür zu wissen. Die Lehrer
kritisieren gerne den traditionellen Religionsunterricht und vernachlässigen
den gelebten Glauben und die Spiritualität. Die philosophische Dialektik ist zu
ausgeprägt, und die Bischöfe kümmern sich kaum darum, dies zu unterbinden. Die
materielle Lage der Kiche: In Österreich ist die
Kirche reich und folgt dem Muster der großen Industrien, was ihr große Einkünfte
verschafft, die direkt nichts mit der Glaubenslehre oder mit dem geistlichen
Leben zu tun haben. Dieser Verwaltungsapparat wird von zahlreichen und gut
bezahlten Laien geführt, was auch eine Protektionswirtschaft zu Ungunsten des
Volkes Gottes bedeutet. Alles das kann man auch bei einzelnen Mitgliedern des
Klerus erkennen, an ihrem Lebensstil, an den Autos(!), vornehmen Wohnungen wie
bei Reichen, und das alles angesichts einer "Krise" des Volkes. Ein
enormer bürokratischer Apparat beschäftigt Funktionäre, die mit dem Geist
Jesu Christi nichts zu tun haben. Und etwas über die Immobilien, über den
Grundbesitz sagen... Die Theologieprofessoren werden üppig bezahlt und leben
wie die Herren, sodaß in vielen Fällen sogar die Bischöfe übertroffen
werden. Beunruhigende
Fragen: Die religiöse Praxis ist unter den Jungen
recht schwach. Jene, die mit dem Papst in Wien zusammentrafen, stellen nur eine
Minderheit dar, und auch unter diesen gehörte ein gewisser Teil zu den
Nichtpaktizierenden. Da gab es eine große Hochstimmung. 1.
Abtreibungen: Legalisiert, auch unter Katholiken recht verbreitet. Man hat sich
nunmehr daran gewöhnt. 2.
Ehescheidungen: Stetige Zunahme, besonders unter den Dreißig- bis Vierzigjährigen. 3.
Lebensgemeinschaften more uxorio: ohne Skrupel und in den Städten ziemlich
verbreitet, wie von Ärzten angelegte Statistiken zeigen. Auch wenn es in diesem
Bereich keine genauen Informationen gibt, bleibt doch ein Grund zur
Beunruhigung, daß die Freizügigkeit in diesen Dingen auch die studierende
Jugend betrifft, also jene Leute, die die Welt von morgen gestalten und lenken
werden. Auch die katholischen Zentren akzeptieren liberal diese Situation. Ein
Gesetz wird den Studenten bald völlige Freiheit über das gewähren, was sie in
ihren Heimenmachen wollen. Man fragt sich, was mit den Familien geschehen wird,
ja ob es in zwanzig Jahren überhaupt noch christliche Familien geben wird. 4.
Voreheliche Beziehungen: vervielfachen sich. 5.
Selbstmorde und Alkoholismus: in immer größerem Ausmaß. 6.
Zerrüttete Familien: in Wien immer häufiger. Dieses Problem rührt von der
Zunahme der Ehescheidungen und der Instabilität zahlreicher Familien her. Österreich
ist dabei, zur Gänze seine Traditionen im Bezug auf die Familien zu verlieren,
besonders in den großen Städten. 7.
Geburtenkontrolle: Die empfängnisverhütende Pille ist legalisiert und auch
unter den Minderjährigen als einfachste Lösung weit verbreitet. Es beginnen
freilich junge Ärzte und gut informierte Personen die Probleme zu begreifen,
die mit dieser Situation verbunden sind. Als intelligente Menschen denken sie an
eine ausgewogene und auch ethisch und christlich verantwortete Sexualität. Aber
es bleibt noch ein langer Weg, um die Lehre der Kirche in diesem Bereich zu
verstehen und anzunehmen. 8.
Die Laientheologen: Obwohl gut ausgebildet, könnten sie schlußendlich einen
Staat im Staate bilden, außer man ergreift energische Maßnahmen. Durch sie könnte
es wie zu einem Geist der Gewerkschaft oder zu zwei parallelen Kirchen kommen. 9.
Religionsunterricht: zu theoretisch; wenig die Jugendseelsorge durch vollzeitig
Beschäftigte. Die Lehrenden kümmern sich mehr um ihr Gehalt und die
Unterrichtsstunden als um die Seelsorge zu jeder Zeit. Der
Episkopat: Seine Treue zum Heiligen Stuhl ist ohne
Vorbehalte. Er ist für ein tiefes Verständnis der christlichen Caritas offen.
Vielleicht in keiner anderen Kirche als der österreichischen gibt es eine
ausgeprägtere Großzügigkeit gegenüber der Dritten Welt, den Ländern des
Ostens und den Flüchtlingen. In ihrer Selsorge stellen viele Bischöfe ihre große
Hingabe unter Beweis, freilich mit nicht wenigen Kompromissen. Sie kümmern sich
nur wenig um die Pastoral der jungen Generation, besonders an den Universitäten.
Sie wollen ihre Priester nicht für die Jugendseelsorge opfern. Um eine Brücke
zwischen dem Volk und der Hierarchie zu schlagen, wird es nötig sein, die
Hierarchie zu verjüngen. Es braucht dringend Seelsorger, die in Einfachheit
mitten im Volk leben. Das Morgen des Großteils der Jugend und der Kirche selbst
steht auf dem Spiel. Die Menschen warten. Österreich ist ein Missionsland. Zusammenfassend:
Angesichts der jetzigen Lage sollte man sich über eine rasche Genesung keine
Illusionen machen. Dazu braucht es Jahre und mutige und heilige Bischöfe, die
mit Vorsicht, Entschlußkraft und ohne Verzögerung die Strukturen und die
Personen austauschen, die Seminare beleben, die guten Priester ermutigen, die
schwachen und vom rechten Weg abgekommenen zurechtweisen, die Bürokratie ausdünnen,
die rechte Lehre ausdauernd verkünden und überall die Angleichung an den Papst
und sein Lehramt bestärken. All dies ist wirklich möglich, weil es viele gute
Leute gibt, die beten und Opfer bringen, damit diese lange Prüfung ein Ende
habe. Mit
unterwürfiger Ergebenheit bin
ich Eurer verehrungswürdigster Eminenz ergebenster Diener im Herrn Mario Cagna Apostolische
Nuntiatur in Österreich Schlußrelation
der Mission von Mons. Mario Cagna, 1976 - 1985 Wien,
Januar 1985 An
Seine Eminenz Agostino
Kardinal Casaroli Staatssekretär
Seiner Heiligkeit Cittä
del Vaticano Die
Schlußrelation Mario Cagna’s, adressiert an Agostino Casaroli, Kardinal
Staatssekretär, ist ediert in: Un diplomatico vaticano fra dopoguerra e
dialogo. Mons. Mario Cagna (1911 1986), a cura di Alberto Melloni Maurilio
Guasco (Santa Sede e politica nel Novecento 1). Bologna: Il Mulino 2003, S. 359
377. Das Dokument befindet sich heute im Archivio storico diocesano, Casale Monferrato, Nachlaß Cagna. Vermischtes Diözese
Wien: "Ich darf predigen" Völlig
ungezwungen plaudert Sr. Waltraud Mahle, SDS (Salvatorianerin) in den
ordenseigenen SDS Mitteilungen 2005/1 aus der Schule. Sie ist
"Pastoralassistentin" in der Diözese von Kardinal Schönborn und
schreibt u.a. wörtlich: "... Auch habe ich das Glück, einen Pfarrer zu
haben, der sich nicht immer an die manchmal schon sehr engen Vorschriften von
Rom hält. Ich darf predigen, habe die Karfreitagsliturgie in einer Pfarre
selbst gestaltet und war Vorsteherin dieser Feier ...". Hat man sich in
der österreichischen Kirchenleitung schon einmal Gedanken gemacht, ob der
massive Schwund bei den Kirchgängern nicht doch etwas mit diesen
"geduldeten" Eigenmächtigkeiten landauf, landab zu tun haben könnte?
(In der katholischen Kirche ist die Laienpredigt bei der Hl. Messe ganz
eindeutig verboten). Krankensalbung
nur vom Priester Die
Glaubenskongregation (damals noch unter dem jetzigen Papst, Kardinal Ratzinger)
hat in einem Dokument erneut darauf hingewiesen, daß die Krankensalbung
ausschließlich durch einen Priester (nicht Diakon oder Laien) gültig gespendet
werden kann. Dies ist allerdings, wie vieles andere, schon im Kirchenrecht
eindeutig festgehalten. Wieweit es in unseren Landen eingehalten wird, können
"Insider" leicht beantworten. Immerhin betrügt man hier - von
kirchlicher Seite(!) - sterbende Katholiken!
KMB
Linz: Wink für neuen Bischof Der
Obmann der KMB ("Katholische Männerbewegung") Franz Gütlbauer läßt
dem neuen Bischof von Linz via VOLKSBLATT-Interview ausrichten: "Ich
verlange, daß man bewußt darauf achtet, daß Geschiedene und
Wiederverheiratete weiter zur Kommunion eingeladen werden, wie das unter Bischof
Maximilian der Fall war". Kommentar:
Die soeben zuendegegangene Bischofssynode hat erneut auf dieses kirchliche Gebot
hingewiesen, das ja direkt auf Christus zurückgeht (und natürlich auch im
Kirchenrecht verankert ist). Man fragt sich allerdings als normaler Katholik
immer wieder, wozu kirchliche Vorschriften, Dokumente, Synoden u.a. eigentlich
dienen, wenn sie bei uns - von den Kirchenfunktionären selbst - täglich
tausendfach demonstrativ mißachtet werden? Zur
Diözese Linz: Man darf schon gespannt sein, wie es der neue Bischof Ludwig
Schwarz mit den kirchlichen Vorschriften in seiner Diözese (nicht nur in diesem
Punkt) hält. Da
waren's nur noch drei Das
St. Pöltener Priesterseminar hat sich nunmehr bei der Anzahl der Seminaristen
den anderen deutschsprachigen Seminaren angepaßt. Wie kreuz.net
berichtet, gibt es derzeit drei(!) Seminaristen im Priesterseminar, welche von
zwei hauptamtlichen Priestern (Regens und Subregens) sowie dem gelegentlich
anreisenden Spiritual betreut werden. Staatspreis
für Hermann Nitsch Als
die Österreicher die Sozialistische Partei abwählten, hatten viele die
Hoffnung, daß sich die Situation im Bereich Kunst und Kultur unter der bürgerlichen
Regierung bessern würde. Nun wurden aber wohl die letzten Optimisten auf den
Boden der Realität zurückgeholt: Der Gotteslästerer und "Aktionskünstler"
Nitsch (DIE WAHRHEIT berichtete mehrfach) erhält den mit 30.000 EURO dotierten "Großen
Österreichischen Staatspreis 2005". Dies teilte der ÖVP-Kunst-Staatssekretär
Franz Morak am 5.10.2005 mit. Jelinek-Nobelpreis:
Rücktritt Späte
Einsicht stellte sich bei einem Juror der Schwedischen Akademie ein: Knut Ahlund
legte jetzt wegen der Vergabe des Literatur-Nobelpreises an die Österreicherin
Elfriede Jelinek im Vorjahr (DIE WAHRHEIT berichtete ausführlich) seine
Funktionen in der Kommission nieder. Er erklärte, die letztjährige
Entscheidung für die österreichische Autorin sei ein Skandal. Er sei sich
sicher, daß lediglich ein Bruchteil der auf Lebzeiten gewählten 18
Jurymitglieder ein Buch von Jelineks "monomaner und eingleisiger"
Autorenschaft mit ihrer "klagenden und lustlosen Gewaltpornographie"
gelesen hätte. Kommentar: Hier muß man sich nur fragen, warum Herr Ahlund erst heute, nach einem Jahr, an die Öffentlichkeit geht. Aber immerhin, besser spät als gar nicht!
Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Das sind die letzten Verse des Matthäus-Evangeliums. Wieweit erfüllt unsere Kirche heute diesen Auftrag, das Vermächtnis unseres Herrn Jesus Christus an die Apostel und die Kirche? |
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