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Das positive Denken
Es gibt zwei verschiedene Arten 'positiv zu denken'. Zuerst die wahre: Wir Christen sind sozusagen zum Optimismus berufen. Wissen wir doch, daß denen, die den Willen des Vaters tun, alle Dinge zum besten gereichen. Auch wenn wir jetzt vielleicht kurze Zeit Ungemach und Anfeindungen erdulden dürfen, haben wie doch schon die selige Ewigkeit vor Augen! Wie bei den meisten Dingen im geistlichen Bereich, gibt es auch hier ein Gegenstück dazu, das zwar ganz ähnlich - und sogar christlich - aussieht, aber auf Un- oder Halb-Wahrheit, die ja bekanntlich schlimmer ist als Lüge, aufgebaut ist. Dieses andere 'positive Denken' könnte man in einem Satz so beschreiben: Wirklich verhängnisvoll wird es aber, wenn unsere Hirten diese Haltung einnehmen. Sie sind von Gott dazu berufen, ihre Herde vor Irrwegen zu bewahren, und sie müssen dafür auch die Verantwortung tragen. Viele meinen heute, es sei 'christlich', alle Themen wegzulassen, die jemanden persönlich treffen oder zum Nachdenken bringen könnten. Solche 'schweigenden' Hirten verkennen aber Gott, Christus und die Schrift: Der Beweggrund für den Hinweis auf Negatives darf aber niemals Haß, Terror, Rebellion oder Beleidigung von Menschen sein, die einem vielleicht nicht zu Gesicht stehen. Dies ist in der Kirche Österreichs leider sehr modern geworden. Die meisten meinen sogar, damit Christus und seiner Kirche einen Dienst zu erweisen. Aber: Das Ziel jeder Ermahnung sei Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben (1.Tim. 1,5)! In unserer Diözese fand vor kurzem die zweite sogenannte Diözesanversammlung mit dem Thema 'Glaubensweitergabe' statt. Der Anlaß dafür war wohl, daß man dem offensichtlichen Glaubensverfall auf die Spur kommen wollte. Vor lauter 'positivem Denken' wurden dabei aber leider, wie beim erstenmal, die "problematischen" Themen wieder ausgeklammert: - So z.B. die Tatsache, daß in unserem Land tausende Katholiken ihre eigenen Kinder durch Abtreibung oder Pille ermorden, ohne sich dessen überhaupt bewußt zu sein (ihre Hirten warnen sie nicht!). Durch Totschweigen und Verdrängen wurden aber noch nie Probleme gelöst. Wir können deren Lösung auch nicht von Oberlaien oder Pastoralassistentinnen erwarten, denn in der Kirche Jesu Christi ist das Hirtenamt den Bischöfen und Priestern (in der Einheit mit dem HI. Vater) übertragen worden! Damit das Schweigen zu den brennenden Problemen nicht so auffällt, wählen manche Hirten bei ihrer Verkündigung zur Ablenkung sozusagen "Ersatzthemen": Diese kann man daran erkennen, daß sie meist nur auf andere Menschen gemünzt sind, selten auf die Zuhörer. Das können dann z.B. Apartheid, böse Großgrundbesitzer, Umweltverschmutzung, offene Läden am 8. Dezember o.ä. sein. Selbstverständlich alles christliche und löbliche Themen! Wenn aber dadurch die wahren Probleme der eigenen Herde verschwiegen werden, ist das der schlechteste Dienst, den man ihr erweisen kann. Beten wir für unsere Hirten!
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